Ausgabe 10/2022, Mai

Abhandlungen

  • Judith Froese, Konstanz, Das Verhältnismäßigkeitsprinzip in der Krise

    Das Verhältnismäßigkeitsprinzip ist Bestandteil jeder Grundrechtsprüfung, als Schranken-Schranke hat es die Funktion, staatliche Beschränkungsmöglichkeiten grundrechtlicher Freiheit zu begrenzen. Erfüllt es diese Funktion auch in der Coronapandemie oder stößt es hier an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit? Ohne Zweifel steht das Verhältnismäßigkeitsprinzip in der hiesigen Situation vor besonderen Herausforderungen. Bei einer richtigen Handhabung des Prinzips, die dessen rationalisierenden Elemente stärker akzentuiert, vermag es seine begrenzende Wirkung für Grundrechtseinschränkungen aber auch in der Krise zu entfalten.

  • Horst Kratzmann, Oldenburg, Licht und Schatten im PSPP-Urteil des Bundesverfassungsgerichts

    Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 5. Mai 2020 zum Staatsanleihen-Kaufprogramm der EZB sorgte für Furore in der Staats- und Europarechtswissenschaft, weil er erstmals Handlungen von Unionsorganen als „ultra vires“ ergangen und damit für wirkungslos erklärte. Aus deutscher Sicht war die Entscheidung in diesem Hauptpunkt gut vertretbar; sie litt jedoch u.a. bei der aus Art. 38 Abs. 1 Satz 1 GG entwickelten Zulässigkeit der Verfassungsbeschwerde auch an erheblichen Mängeln. Die Freude über diesen „Sieg“ währte nur eineinhalb Jahre; dann kapitulierte Deutschland angesichts eines von der EU-Kommission eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahrens.

  • Jörg Berkemann, Hamburg/Berlin, Präjudizien – Eine Rezension (JöR 2020, 1–211)

    Als Präjudiz bezeichnet man einen richtungsweisenden Gerichtsentscheid, der die Rechtsprechung besonders beeinflusst. Die Bedeutung dieser Leitentscheidung liegt in der weitgehenden (faktischen) Bindungswirkung, auch für die untergeordneten Gerichte. Dies führt zur Vereinheitlichung der Rechtsprechung. Der Bericht untersucht acht thematische Beiträge, welche die Zeitschrift „Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart (JöR)“ 2020 als Schwerpunktthema veröffentlicht hat. Die Beiträge behandeln deutsches Recht, europäisches und Unionsrecht, englisches und ferner österreichisches Recht. Von den acht Autoren sind fünf Deutsche, zwei Österreicher und einer ist Engländer.

Buchbesprechungen

  • Walter Frenz/Hans-JĂĽrgen MĂĽggenborg, (Hrsg.), BNatSchG – Kommentar; 3. Auflage (Alexander Schink)
  • Matthias Haller, SĂĽdtirols Minderheitenschutzsystem – Grundlagen, Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen aus völker- und verfassungsrechtlicher Sicht (Cristina Fraenkel-Haeberle)

Umfangreiche Rechtsprechung in Leitsätzen

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