Ausgabe 22/2020, November
Thematischer Schwerpunkt: Digitalisierung III
Abhandlungen
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Tristan Barczak, Passau, Algorithmus als Arkanum – Zu Staatsgeheimnissen im Digitalzeitalter und normativen Fundamenten einer Digitalordnung
Im Zuge von Digitalisierung, Informationalisierung und Algorithmisierung der Gesellschaft entstehen neue Arkanbereiche, die die Machtverhältnisse zwischen Staat und Gesellschaft verschieben: Während die überkommenen Staatsgeheimnisse unter den grundrechtlichen wie demokratischen und rechtsstaatlichen Forderungen nach Öffentlichkeit, Informationsfreiheit und Transparenz auf eine Stufe mit Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen gestellt werden, besitzen die Geheimnisse um die algorithmische Gouvernementalität der Digitalwirtschaft das Potenzial, zu Staatsgeheimnissen im Informationszeitalter zu avancieren. Sie begründen ein digitales Arkanum, das den staatlichen Souveränitätsanspruch herausfordert. Mit einer Digitalordnung, die sich der Regulierung der Digitalwirtschaft annimmt, kann der Staat indes sein Selbstbehauptungsinteresse in die Zeit hinein sichern.
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Jonas BrĂĽgmann, Hamburg, Die elektronische Form in Rechtsbehelfsbelehrungen: ĂśberflĂĽssiger Ballast oder bĂĽrgerfreundlicher Mehrwert?
In welchen Fällen und in welchem Umfang über die elektronische Form der Einlegung eines Rechtsbehelfs bei Erlass eines Verwaltungsaktes belehrt werden muss, ist in der Rechtsprechung noch immer umstritten und auch die Verwaltungspraxis ist entsprechend vielfältig. Der Beitrag plädiert für eine weitrechende Belehrungspflicht sowie für eine dem elektronischen Rechtsverkehr offen gesinnte Rechtsprechung. Dafür werden in der Rechtsprechung vorgebrachte Einwände gegen die Belehrung über die elektronische Form aufgezeigt und unter Berücksichtigung der allgemeinen sowie der sozial- und abgabenrechtlichen Verwaltungsverfahrensvorschriften diskutiert.
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Roth-Isigkeit, Würzburg, Die Begründung des vollständig automatisierten Verwaltungsakts
Die in § 35a VwVfG eröffnete Möglichkeit des automatisierten Verwaltungshandelns fordert auch das Verfahrensrecht heraus. Insbesondere das klassische Verständnis der Begründung ist mit technischen Schwierigkeiten konfrontiert. Der vorliegende Beitrag erarbeitet die Begründungsanforderungen für automatisierte Verwaltungsakte aus der Perspektive des Verfassungs-, Verwaltungsverfahrens- und Datenschutzrechts. Er schlägt ein Modell der Begründung als Entscheidungsrechtfertigung vor, das in der Lage sein könnte, die rechtstaatlichen Verfahrensgrundsätze zu wahren und gleichzeitig über die technischen Schwierigkeiten hinwegzuhelfen.
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Maximilian Wormit, Freiberg, Die Digitalisierung der Ă–ffentlichkeitsbeteiligung unter dem neuen Plansicherstellungsgesetz
Die noch längst nicht ausgestandene COVID-19-Pandemie hält Deutschland weiterhin fest im Griff. Nicht zuletzt in Anbetracht der zweiten „Corona-Welle“ lautet unverändert das Gebot der Stunde „physische Distanz“. Die fortbestehenden Kontaktbeschränkungen stellen auch die mit Planungs- und Genehmigungsverfahren befassten Behörden vor neuartige Herausforderungen. Aufgrund der oft nur eingeschränkten Zugänglichkeit der Dienstgebäude für den Publikumsverkehr sehen sich die Behörden mit großen Schwierigkeiten in der Handhabung von Verfahrensschritten mit Öffentlichkeitsbeteiligung (Auslegungen, Einsichtnahmen, Verhandlungen etc.) konfrontiert. Abhilfe soll das Ende Mai 2020 in Kraft getretene Plansicherstellungsgesetz schaffen, mit dem die einschlägigen Verfahrensvorgänge vom physischen in den digitalen Raum verlagert werden können.
Kleinerer Beitrag
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Barıș Çalıșkan, Berlin, Digitale Verwaltung 2022/2023 – Implementationsstrategien unter Berücksichtigung des Eckpunktepapiers „Digitalstrategie der Bundesregierung“
Jeder spricht und jeder weiß etwas über Digitalisierung. Klar ist auch, dass der landesweite Digitalisierungsprozess an Fahrt aufgenommen hat. Die Vorgaben des E-Government-Gesetzes und Onlinezugangsgesetzes machen dies sehr deutlich. Mit der „Digitalstrategie der Bundesregierung“ wurden Eckpunkte definiert, die Grundlage für die Etablierung eines digitalfreundlichen Verwaltungsmanagements in den Behörden Deutschlands sein sollen. Die Digitalstrategie stellt einen ersten Auftakt dar. Welche Parameter sind aber entscheidend für den Aufbau einer digitalfreundlichen Verwaltungsinfrastruktur? Der Beitrag beschreibt die erforderlichen Implementationsstrategien in einem „digitalen 8-Punkteprogramm“.
Buchbesprechung
- Jill Barrett/Robert Beckman, Handbook on Good Treaty Practice (Michael Fuchs)
Umfangreiche Rechtsprechung in Leitsätzen
- Ausgewählte Entscheidungen im Volltext finden Sie hier:
- 731. EuGH, Urteil vom 3.9.2020 – C-503/19 u. C-592/19 – UQ u. SI – Versagung der Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten
- 732. EuGH, Urteil vom 9.9.2020 – C-254/19 – Friends of the Irish Environment Limited – Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen; angemessene Prüfung der Verträglichkeit von Plänen und Projekten
- 733. EuGH, Urteil vom 9.9.2020 – C-651/19 – JP – Wirksamer Rechtsbehelf gegen Entscheidungen über Anträge auf internationalen Schutz; Zustellungsmodalitäten
- 734. BVerfG, Beschluss vom 30.6.2020 – 1 BvR 1679/17 u. 2190/17 – Windenergie-auf-See-Gesetz; fehlende Ausgleichsregelung für bereits geplante Offshore-Windparks
- 735. VerfGH NRW, Beschluss vom 30.6.2020 – VerfGH 63/20.VB-2 – Durchführung der Kommunalwahlen 2020; Beibringung der notwendigen Unterstützungsunterschriften
- 736. VerfGH NRW, Beschluss vom 30.6.2020 – VerfGH 76/20 – Beibehaltung des festgesetzten Kommunalwahltermins
- 737. BVerwG, Urteil vom 6.5.2020 – 8 C 12.19 – Petitionsrecht; Verpflichtung des Landratsamtes zur Weiterleitung von Schreiben an Kreisräte
- 740. BVerwG, Beschluss vom 15.5.2020 – 5 P 3.19 – Wahl zum Vorsitzenden einer Personalvertretung
- 741. BVerwG, Beschluss vom 15.5.2020 – 5 P 5.19 – Rechtzeitigkeit der Vorlage der Tagesordnung zu einer Gesamtpersonalratssitzung; Verhinderung doppelmandatierter Personalratsmitglieder durch parallel stattfindende Sitzungen von Personalvertretungen
- 742. BVerwG, Urteil vom 16.6.2020 – 2 C 12.19 – Disziplinare Ahndung des außerdienstlichen Besitzes kinderpornographischer Bild- und Videodateien bei einem Justizvollzugsbeamten
- 743. BVerwG, Urteil vom 16.6.2020 – 2 C 20.19 – Verjährung des Ausgleichsanspruchs wegen unionsrechtswidriger Zuvielarbeit
- 751. BVerwG, Urteil vom 8.7.2020 – 7 C 30.18 – Prüfung der Irrelevanzschwelle und der Zuverlässigkeit bei der Untersagung einer Altkleidersammlung
- 752. BVerwG, Urteil vom 17.6.2020 – 10 C 16.19 – Vorrang der Transparenzregelungen des Parteiengesetzes vor dem Informationsfreiheitsgesetz
- 756. BVerwG, Urteil vom 25.6.2020 – 4 C 3.19 – Echte Konkurrenz benachbarter Windenergieanlagen
- 768. BVerwG, Urteil vom 16.6.2020 – 2 C 2.19 – Abstrakte Bestimmung der in ein anderes Dezernat übergehenden Verfahren im Geschäftsverteilungsplan des Spruchkörpers