Ausgabe 15/2022, August
Abhandlungen
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Mario Martin/Jonas Botta, Speyer/Berlin, Reform der Datenschutzaufsicht: Optionen und Grenzen einer Zentralisierung
Nicht weniger als achtzehn Aufsichtsbehörden wachen in Deutschland auf Bundes- und Länderebene über den Schutz personenbezogener Daten. Die Vielstimmigkeit ihres Chores lässt in Politik und Wirtschaft Forderungen nach einer grundlegenden Aufsichtsreform ertönen. Diese soll eine einheitlichere Rechtsauslegung und -anwendung sicherstellen. Welche Pläne die neue Bundesregierung verfolgt, welche alternativen Gestaltungsoptionen sich anbieten und wie sie unions- und verfassungsrechtlich zu bewerten sind, analysiert dieser Beitrag.
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Henner Gött, Berlin, Extraterritoriale Bindung deutscher Grundrechte – Auf dem Weg zur grundrechtsdogmatischen Normalisierung
In der seit Jahrzehnten strittigen Frage der extraterritorialen Grundrechtsbindung stellen eine Reihe neuer Judikate bedeutende Weichen. Die befassten Gerichte verwerfen einschränkende dogmatische Sonderlösungen der Literatur und behandeln Auslandsfälle nach der auch bei Inlandsfällen angewendeten allgemeinen Grundrechtsdogmatik. Dieser Prozess einer grundrechtsdogmatischen Normalisierung, der den extraterritorialen Grundrechtsschutz deutlich auszuweiten vermag, wirft komplexe methodische, dogmatische und praktische Folgefragen auf. Der Beitrag weist die relevanten Normalisierungstendenzen nach, ordnet diese ein und zeigt Wege auf, mit ihnen konstruktiv umzugehen.
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Julia Merdian, Bielefeld, Absonderungen nach dem IfSG – Freiheitsentziehung oder Freiheitsbeschränkung?
Im Zuge der COVID-19-Pandemie ist die Frage relevant geworden, ob die Anordnung von Absonderungen nach dem IfSG im Einklang mit der Verfassung steht. Hierfür ist unter anderem maßgeblich, ob die Maßnahme als Freiheitsbeschränkung oder als die intensivere Form – als Freiheitsentziehung – einzuordnen ist. Der nachfolgende Beitrag erörtert diese Einordnung und kommt zu dem Ergebnis, dass die Absonderungen im häuslichen Umfeld als Freiheitsbeschränkungen, Absonderungen in speziellen staatlicherseits vorgegebenen Einrichtungen als Freiheitsentziehungen anzusehen sind.
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Ralf Gerhards, Mannheim, Öffentliche Wahrnehmung der Wirtschaftsprüfung? – Zum Streit über die Verstaatlichung der Wirtschaftsprüfung
Immer wieder, zuletzt im Zuge des Wirecard-Bilanzskandals, steht die Wirtschaftsprüfung in der Kritik. Dabei sind weder Pauschalverurteilungen der gesamten Wirtschaftsprüfungsbranche noch relativierende Verweise auf Einzelfälle angebracht. Zwischen der Marktlösung einerseits und der staatlichen Übernahme der Wirtschaftsprüfung andererseits mag ein Modell indiziert sein, welches einen Mittelweg aufzeigt. Dieses Modell muss das Kardinalproblem der Wirtschaftsprüfung lösen, nämlich das gesetzliche Erfordernis zur Prüfung von Jahresabschlüssen zu trennen von den berufsständischen Interessen einer Beauftragung zur Abschlussprüfung durch die prüfungspflichtige Gesellschaft. Denn: Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Wirtschaftsprüfer von ihren Auftraggebern ist Kern des Problems.
Buchbesprechungen
- Dirk Ehlers/Michael Fehling/Hermann Pünder (Hrsg.), Besonderes Verwaltungsrecht – Band 2: Planungs-, Bau- und Straßenrecht, Umweltrecht, Gesundheitsrecht, Medien- und Informationsrecht (Heinrich Amadeus Wolff)
- Stefan Huster/Thorsten Kingreen, Handbuch Infektionsschutzrecht ,Jens Gerhardt, Infektionsschutzgesetz – Kommentar (Matthias Wiemers)
Umfangreiche Rechtsprechung in Leitsätzen
- Ausgewählte Entscheidungen im Volltext finden Sie hier:
- 451. EuGH, Urteil vom 2.6.2022 – C‑122/21 – Get Fresh Cosmetics – Einschränkung des Vertriebs kosmetischer Mittel wegen Verwechselungsgefahr mit Lebensmitteln; schäumende Badekugeln
- 452. BVerfG, Beschluss vom 7.4.2022 – 1 BvL 3/18 u.a. – Erziehungsaufwand im Beitragsrecht der Sozialversicherung
- 453. BVerfG, Beschluss vom 27.4.2022 – 1 BvR 2649/21 – Zulässigkeit der einrichtungsbezogenen COVID-19-Impfpflicht
- 454. BVerfG, Urteil vom 15.6.2022 – 2 BvE 4/20 u. a. – Äußerungsbefugnisse des Bundeskanzlers; Chancengleichheit der Parteien
- 455. BVerfG (Kammer), Beschluss vom 23.3.2022 – 1 BvR 1295/21 – Gastronomiebeschränkungen durch die „Bundesnotbremse“
- 456. BVerfG (Kammer), Beschluss vom 4.4.2022 – 1 BvR 1370/21 – Ablehnung von Beratungshilfe für sozialrechtliches Widerspruchsverfahren
- 457. VerfGH NRW, Beschluss vom 22.3.2022 – VerfGH 22/22 – Beschwerde gegen die Nichtanerkennung als Partei
- 458. BVerwG, Urteil vom 26.1.2022 – 9 C 5.20 – Grundwasserentnahmeentgelt für Grubenwasserhaltung
- 466. BVerwG, Urteil vom 22.3.2022 – 10 C 2.21 – Zugang zu Umweltinformationen über Stuttgart 21; Ausnahme für interne Mitteilungen
- 468. BVerwG, Urteil vom 25.1.2022 – 4 C 2.20 – Bauplanungsrechtliche Zulässigkeit eines Zwischenlagers für radioaktive Abfälle im Gewerbegebiet
- 472. BVerwG, Urteil vom 17.12.2021 – 7 C 7.20 – Erweiterung einer Abfallentsorgungsanlage und Vogelschutzrichtlinie
- 473. BVerwG, Urteil vom 3.2.2022 – 7 C 2.21 – Kein Anspruch eines Bodenschutzvereins auf Anerkennung als Naturschutzvereinigung
- 475. BVerwG, Urteil vom 16.2.2022 – 1 C 6.21 – Ausweisungsbezogenes Einreise- und Aufenthaltsverbot bei allein asylrechtlicher Rückkehrentscheidung
- 476. BVerwG, Urteil vom 12.1.2022 – 5 C 6.20 – Arbeitsassistenzleistungen für Selbstständige; Altersgrenze
- 479. BVerwG, Beschluss vom 21.3.2022 – 9 AV 1.22 – Zur Bindungswirkung eines Verweisungsbeschlusses